Das Restpaar

von >>>Theresia Walser ist rasend komisch. Großartig gemacht.

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MARIA: Ich glaube nicht, dass ich das Gretchen noch spielen kann, Verena. Von Oberzwengen bis gestern in Hannover, an jedem Theater eine Gretchenhinrichtung. Ich hätte nicht gedacht, dass soviel verschiedenartig Schlimmes über ein und dasselbe herfallen kann. Der Höhepunkt war sicher gestern in Hannover, wo sie mir gesagt haben, ich solle lieber die Finger vom Tragischen lassen, mein Gretchen grenze an Verlogenheit.
VERENA: Du spielst die falschen Rollen, und du solltest dich lieber aufs Schrille verlegen. Du könntest hier ja mal etwas anderes spielen als immer das Gretchen, etwas, was sich auch besser von meiner Antigone absetzt, vielleicht wieder mal das Rautendelein …
MARIA: Ich muss hier das Gretchen spielen, man erwartet es von mir, Verena! Nirgendwo habe ich es bis jetzt geschafft, die Allesimgriffgesicher der Herren Intendanten zu bewegen. Funke darf von dieser Gretchenablehnung nichts erfahren. Was hat der in mir graben müssen, um endlich das Hinrichtungsgefühl bloßzulegen, und ich gehe so damit um, schone mich, schone mich, schone mich …“

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Hessische Literaturtage

Das war eine sehr schöne Veranstaltung in Rüsselsheim zur Eröffnung der Hessischen Literaturtage mit Ursula Flacke, Harry Oberländer und Horst Samson. Durch das Programm führte sehr lebendig Gerda Schäfer. Dank an alle! Hier >>>mehr.

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Dunk Island

Für Dunk Island – off Mission Beach – habe ich zu wenig Zeit. Ich stürze an Edmund Banfields Grab vorbei, einem Journalisten aus Townsville, der 1898 auf die Insel watete und dort mit seiner Frau glückliche 25 Jahre verlebte, anstatt wie von seinen Ärzten prognostiziert, an einer lebensgefährlichen Krankheit zu sterben, den Weg hoch zu Mount Cataloo, muss aber auf der Hälfte der Strecke umkehren. Schließlich finde ich mich eine Stunde zu früh auf Brammo Bay wieder, suche mir einen Liegestuhl und blättere durch ein Outdoor-Magazin, das jemand hat liegenlassen. Ein mageres Kerlchen, Mitte Fünfzig, vor Langeweile schier krepierend, nervt mich mit seinen Blicken. Ich versuche, ihnen auszuweichen, kann mich aber so natürlich nicht mehr auf das Magazin konzentrieren. Der Mann liegt auf dem Liegestuhl, sieht auf die See, dann auf mich, hört Musik auf seinem iPod, zündet sich eine Zigarette an und blickt dann wieder auf die See. Das ist seine fünfminütige Routine.

„Würden Sie wohl ein Foto von mir machen?“, kommt er herüber.

„Wo denn?“, antworte ich sperrig.

„Hier vor dem Stuhl.“

Der Anblick, der sich mir durch das Objektiv bietet, ist schauderhaft; der Mann stemmt die Arme wie ein Explorer in die Hüften und sieht auf die Weite des Ozeans, der sich außerhalb des Bildausschnitts befindet. Eine Schachtel Zigaretten schaut unter seiner Badehose hervor und die Schnur seines iPods hat sich um eins seiner Fußgelenke gewickelt.

„Nicht viel Hintergrund“, sage ich schwach.

Er zieht hastig den Liegestuhl in eine andere Position und stürzt fast über die Schnur. Das Missgeschick übergehend, rappelt er sich wieder auf und stellt sich wieder in Positur. Inspektor Clouseau. John Cleese. Mr. Bean.

Ich knipse das Bild.

„Nicht viel los hier“, sagt der Mann, als ich ihm die Kamera zurückgebe.

„Och“, sage ich vage. „Wenn man …“

„Lieg jetzt hier sei drei Tagen und mir gehen langsam die Ideen aus, was man hier machen könnte.“

„Man könnte …“

„Den ganzen Tag aufs Meer zu schauen, bringt auch nichts. Na ja, mittags, habe ich mein Lunch.“

Voller Mitgefühl sehe ich ihn an.

„Hab Musik dabei. Wollen Sie mal hören?“

Schön stülpt er mir seine Ohrhörer über. Country-Music.

„Schön! Ehrlich!“

„Was hören Sie denn so?“

„Zur Zeit Oasis. Dieses Jahr wars Oasis.“

Hat er noch nie gehört. Die Australier haben es nicht so mit Britpop.

„Wie wärs denn mit heute Abend?“, fragt er. „Ich hab nichts weiter vor.“

Ich habe die Entschuldigung, zurück von meinem Tagestrip aufs Festland zu müssen. Barney hat noch eine vier Tage im Resort vor sich. Es ist mir ein Rätsel, wie man mitten im Paradies liegen und sich so dermaßen langweilen kann.

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I loved you so much. Gonna wear some purple tonight. Irreplacable.

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1904. Der Kirschgarten. Tschechow.

(Semjon Pantelejewitsch Jepichodow, Buchhalter:)
„Im Grunde genommen, um von anderen Dingen gar nicht zu reden, muss ich, was mich betrifft, unter anderem zum Ausdruck bringen, dass das Schicksal erbarmungslos mit mir umgeht, wie der Sturm mit einem kleinen Schiff. Falls ich mich, nehmen wir einmal an, irre, warum wache ich dann heute Morgen auf, nur um ein Beispiel zu nennen, und auf meiner Brust sitzt eine Spinne von so schrecklicher Größe … So ungefähr. (deutet mit beiden Händen) Und dann nehme ich mir Kwas, um meinen Durst zu löschen, und was ist da – etwas in höchstem Maße Unanständiges, Küchenschabenähnliches.“

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Der neue Doherty.

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Hessische Literaturtage in Rüsselsheim

Seit 1996 veranstaltet die Literaturgesellschaft Hessen e.V. (LIT) in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Hessen des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS), die „Hessischen Literaturtage“. Sie finden in jeweils wechselnden Städten Hessens statt und bringen hessische Autorinnen und Autoren live mit dem Publikum in Kontakt. Die Schirmherrschaft der Veranstaltungsreihe 2016 (19., 20., 22. und 23. April) hat Boris Rhein, Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst. Unter dem Motto „Hessen, Europa, Welt und Web“ lesen Hessische Autorinnen und Autoren aus ihren aktuellen Veröffentlichungen.

Zur Eröffnung der Hessischen Literaturtage 2016 am Dienstag, 19. April um 19 Uhr in der Stadtbücherei Rüsselsheim, Am Treff 5, lese ich mit Ursula Flacke, Harry Oberländer und Horst Samson. Natürlich aus „Willkommen@daheim“. Alle sind natürlich herzlich eingeladen!

Mehr auch hier >>>beim Kulturportal Hessen!

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Not quite finished, Sir!

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They’re overpaid, oversexed and over here

1942 fand die Brisbane Battle statt, von der >>>Peter Carey in seinem Buch Amnesia berichtet. Viele U.S. Soldaten waren damals in Brisbane stationiert, da von hier aus Operationen im Südpazifik ausgeführt wurden. Die Amerikaner und Australier waren Allierte, kamen aber nicht sonderlich gut miteinander aus; beide Parteien redeten die militärischen Erfolge der anderen klein.

Faszinierend, wie man im Netz direkt auf die >>>Berichterstattung damals zurückgreifen kann.

In Wikipedia: „Following the Battle of Brisbane, resentment towards American troops led to several smaller riots in Townsville, Rockhampton and Mount Isa. Similar riots in other states also followed: Melbourne on 1 December 1942, Bondi on 6 February 1943, Perth in January 1944 and Fremantle in April 1944“

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